Hai Zwei Vier

Mit einer Yacht namens Teeter-Totter hatte alles begonnen. George Hinterhoeller konstruierte für sich und seine Familie einen schnellen 22 Fuß langen Kleinkreuzer, der Dank guter Segeleigenschaften 1959 in Serienproduktion ging. Nach kleinen Änderungen im Design und einer Verlängerung auf 24 Fuß brauchte die neue Serienyacht jetzt noch einen Namen. Denn „Schaukeln-Wanken“ war wohl für eine erfolgreiche Produktion nicht so geeignet.

Die „24“ läßt sich ja mit der Länge von 24 Fuß gut erklären, aber woher „shark“ kommt, darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht weil die Teeter-Totter so schnell war wie ein Hai, so wendig wie ein Hai, oder weil der schlanke Rumpf an den Körper eines Haifisches erinnert, zumindest wenn man sich den Kajütaufbau wegdenkt. Mit diesem sieht die Yacht eher aus wie ein Hai, der ein Rumfaß verschluckt hat. Wie auch immer: die Serienyacht bekam einen der klingendsten  Namen, den ein Schiff tragen kann und damit auch gleich das schönste Segelzeichen.

Eine Tatsache, von der sich viele Eigner bei der Bootstaufe inspirieren ließen: Hi Hai!, Hailander, Haihappen, HaiHeels, Shark Norris, Haifisch, Hai Speed, Hai Life, Katzenhai, Shakira u.ä.m. wurden schon gesichtet. Und die Shark trägt nicht den Namen irgendeines Meeresbewohners, sondern den Namen des berüchtigsten überhaupt, von Mobby Dick vielleicht einmal abgesehen.

Das fängt schon bei der Namensherkunft an. Vermutlich stammt shark vom holländischen Wort shurk ab, das soviel wie Schurke, Schuft oder Halunke bedeutete. Mit shark wurde somit auch ein Räuber bezeichnet und da war es nicht mehr weit zum König der Raubfische schlechthin.

Dabei tun wir dem wohl gefürchtetsten Fisch auch Unrecht. Haie gehören zur Klasse der Knorpelfische und es gibt über 500 Arten, die sich in Größe und Aussehen erheblich unterscheiden. Das reicht vom Zwerg-Laternenhai mit nicht mal 20 cm Länge und einem Gewicht von 150 Gramm bis zum Walhai, der bis zu 14 Meter lang und 12 Tonnen schwer wird.
Er hat eine bläuliche Farbe mit einer schönen Zeichnung, ernährt sich von Plankton und beweist somit, dass nicht alle Haie graue Schurken sind. Aber natürlich geht ein Großteil der Haie auf die Jagd nach anderen Fischen und dabei spielt sein wohl gefährlichster Körperteil eine wesentliche Rolle: das furchteinflößende Revolvergebiss. Es besteht aus mehreren Reihen nachwachsender Zähne. Bricht ein Zahn in der ersten Reihe aus, rückt ein neuer Zahn nach. So verbraucht ein Hai in seinem Leben bis zu 30.000 Zähne.

Und da er beim Einsatz seines Gebisses nicht immer zwischen Fisch und Mensch unterscheidet, hat er sich einen schlechten Ruf eingehandelt. Dass es vereinzelt in den Tropen immer wieder zu tödlichen Attacken auf Menschen kam, ist geschichtlich belegt. Im Sommer 1916 kam es allerdings an der Küste von New Jersey in einem Zeitraum von zwei Wochen zu fünf Haiangriffen, wobei vier tödlich endeten. Ab nun hatte der Hai den Ruf des Mörders, der keine Menschen mag und hinterhältig tötet. Der 1974 erschienene Roman „Der weiße Hai“ von Peter Benchley und die Verfilmung von Steven Spielberg bekräftigten dieses Urteil noch. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit von einem Blitz getötet zu werden, 40 Mal höher als die, durch einen Hai getötet zu werden.

Der weiße Hai, der sich für besonders viele Angriffe verantwortlich zeigt, ist in seiner Länge von bis zu acht Metern etwa so lang wie unsere Shark 24. Wer einen solchen einmal aus nächster Nähe betrachten will, kann dies im Naturhistorischen Museum in Wien tun. Neben dem sehenswerten Exemplar ist besonders der Hinweistext zu beachten: „Das in der Schausammlung ausgestellte Exemplar wurde um 1900 in der Adria gefangen. Der Umstand, dass in seinem Magen der Stiefel eines Matrosen der k.k. Marine gefunden wurde, lässt nicht vermuten, dass der Hai den Matrosen gefressen hat, er zeigt vielmehr, dass der „Große Weiße“ ein ausgesprochener Allesfresser ist.“
Eine sehr beruhigende Erkenntnis!