Mit der Shark in den Kornaten

Ein Törnbericht von Bernhard Walchhofer – September 2019.


Bolje ikad nego nikad.(1)

Jahrelang habe ich davon geträumt, es geplant, es angekündigt und immer wieder verschoben. Einmal mit der eigenen Shark gegen Süden ans Meer zu fahren um dort, den Abenteurern unserer Kindheit gleich, ferne Insel und fremde Küsten zu erkunden.
In den vergangenen Monaten habe ich das Boot von sämtlichen der Familie geschuldeten Schwimmhilfen befreit, zusätzlich Anschlagpunkte für Lifeline unter dem Travellerbalken montiert, Befestigungen nachgezogen, Sharps geleert, um diese dann wieder zu befüllen, vieles als nutzlos befunden, um es dann doch wieder als unabdingbar für eine Reise auf hoher See zu verstauen.
Alles ist vorbereitet. Die Bootspapiere einschließlich dem Bescheid des Land Salzburg – zufolge welchem der Landeshauptmann von Salzburg die Segeljacht S-25902 “THE RED PEARL“ zur Seeschifffahrt zulässt – sind in einer eigens hierfür vorgesehenen Mappe so abgelegt, dass ich sie verzweifelt suchen werde. Packlisten sind geschrieben und wieder verworfen. Schlussendlich komme ich zur Überzeugung, dass alles was jetzt noch fehlt nicht wichtig sein kann!
Es fehlt jedoch noch mein Bruder, den ich mit leichtem Gebäck von Wien anreisend am Bahnhof Salzburg in Empfang nehme.

11.09.2019 Biograd na Moru

Obwohl unser neu gekaufter 5-PS Außenbordmotor laut Herstellerangaben über modernste 4-Takt-Technik verfügt und ob seiner komfortablen Handhabung zu den Siegern diverser Tests zählt, verweigert er uns seinen Dienst. Dies für uns umso unverständlicher, da ein erster Startversuch von Erfolg gekrönt war. Vergeblich mühen wir uns, bis zur nahenden Erschöpfung, durch immer wiederkehrendes Ziehen der Startleine bei unterschiedlichen Stellungen der Starterklappe, den Motor in Gang zu bringen.
Schließlich übergeben wir den Außenborder an ein in der Marina ansässiges Service-Unternehmen, dessen Mittarbeiter uns gekränkt zu verstehen gibt, dass er sich normalerweise mit derartigem „Spielzeug“ nicht abzumühen gedenke, in der Hoffnung den Motor nach fachkundiger Inspektion mit einer Startanleitung nächsten Morgen wieder in Händen zu halten.
Früh am Morgen hatten wir Biograd na Moru von Mondsee kommend erreicht, um nach Entrichtung der Gebühren im Hafenamt, welches mit einer ausgesprochen zuvorkommenden Dame besetzt war, in der Marina Kornati zu kranen.


Der uns zugewiesene Liegeplatz unmittelbar am Steganfang erwies sich zufolge des backbordseitigen Zugangs als äußerst vorteilhaft.

Das Stellen des Mastes und Einräumen des Bootes wurde nur durch den überraschenden Besuch des Web-Masters der österreichischen Shark 24 Klassenvereinigung unterbrochen, welcher seiner Freude kundtat, am Steg eine Shark zu sichten, uns alles Gute wünschte und mir unter Hinterlassung von für die Klassenvereinigung zum 60-ig jährigen Shark Jubiläum angefertigten “Zuckerln“ das Versprechen abrang, einen Bericht über unsere Reise auszufertigen, welches ich hiermit einlöse.


„Schmiermittel“ nach bester österreichischer Tradition

Ohne Benzin-Außenborder schieben wir uns mit Hilfe unseres noch verbliebenen 500 W E-Außenborders mühsam gegen die anstehenden 15 kn Wind aus der Hafeneinfahrt der Marina Kornati. Als wir letztendlich keine Fahrt über Grund mehr machen und eingezwängt zwischen ein- und auslaufenden Charterjachten das Groß setzen, frischt der Wind noch etwas auf und wir kreuzen ohne Genua gegen NW. Die ersten Schläge verlaufen vielversprechend, alles an seinem gewohnten Ort. Die anfängliche Nervosität ablegend, setzen wir die 180er Genua dazu und kämpfen uns gegen kurze Welle weiter gegen NW, lassen die kleine Insel Babac steuerbord liegen, umrunden Komornik, um anschließend wieder gegen Biograd abzulaufen.


Erste Probeschläge vor Sv Petar na Moru

Nach gelungener Prämiere machen wir fest, klaren auf und beginnen die restliche Ausrüstung und Proviant zu verstauen.
Da der Platz hierfür eher beschränkt ist, hält sich auch der Aufwand in Grenzen. Den unverzichtbaren Weißwein, dazu später mehr, Ravioli in Tomatensauce als Skorbut-Profilaxe sowie Gulaschsuppe und Fischdosen haben wir bereits vor der Abreise gebunkert. Das erstandene Wasser in Flaschen sowie eine Stange Wurst, Brot und Käse sind rasch verstaut. Für persönliche Gegenstände und Kleidung finden wir mit je einer kleinen Reisetasche das Auslangen, sodass wir bald vom unmittelbar an den Steg angrenzenden Restaurant aus belustigt die Unmengen an Getränken und Essensvorräten schleppenden Chartercrews beobachten können.
Die Nacht verläuft ruhig, ich verkrieche mich im Vorschiff, was mir im Laufe des Törns den Vorsatz einbringt Gymnastikstunden zu belegen, mein Bruder belegt die Steuerbordliege. Backbords haben wir Spibaum, Schwimmwesten, Paddel sowie die Segelgarderobe gestaut.

12.09.2019 Biograd na Moru – Marina Žut

Die Wetterberichte verheißen sonnige Tage bei 20 bis 25 kn Wind von Nord auf Nordost drehend. In Norddalmatien fegt die Bora die Mülltonnen durch die Straßen und erreicht im Velebitkanal mit 45 kn die üblichen Spitzen.
Wir beglückwünschen uns für unsere Reise den Kornaten den Vorzug gegenüber der nördlichen Adria, welche ja das angestammte Seegebiet der Österreicher darstellt, gegeben zu haben und suchen den Mitarbeiter des Service-Unternehmers auf, welcher nebst sonstigem unverständlichen „no Choke“ und „Filter“ murmelt und uns nach Überlassung von 100 Kuna den Rücken zukehrt. Schnell ist der E-Sprudler gegen die 5 PS getauscht, um dann streng nach Anweisung vorzugehen: Gasdrehgriff auf „Start“, Entlüftungsschraube öffnen, Benzinhahn ON, kein Choke ……..ein Zug an der Startschnur und der Motor läuft!
Nachdem wir, zufolge des Wetterberichts und der Erfahrungen des Vortags im Groß, das Reff einbinden und die 180er Genua gegen die Fock tauschen, tuckern wir mit dem wiederauferstandenen Außenborder durch die Hafeneinfahrt, setzen Segel und fallen gegen Westen ab.
Der Tagesplan sieht vor, die Südspitze der Insel Pašman zu runden, je nach Wind die Durchfahrt zwischen Pašman und Žižanj zu wagen und anschließend in einer Ankerbucht (Landin oder Žinčena) zu übernachten.
Unsere Shark nimmt Fahrt auf, bei achterlichen Winden runden wir die Südspitze Pašman nach weniger als einer ¾ Stunde. Nachdem die Insel Žinčena steuerbord querab liegt, kreuzen wir bei zunehmendem Wind Richtung Nord auf und wenig später beschließen wir als Tagesziel Žut anzulaufen.


Vor Pašman

Jetzt ist es passiert. Geschuldet dem konzentrierten Segeln, haben wir die Orientierung verloren und alle Mühe uns wieder zu verorten. Wir sind die Ostküste Pašman entlanggesegelt und haben backbord bereits die kleine Insel Sit hinter uns gelassen. Geläutert ob der Fahrlässigkeit nehmen wir Kurs Richtung Žut und um 17:00 machen wir am endlos langen Steg der, da wir gegen den Törnplan der Charterflotten reisen, leeren ACI Marina Žut fest.


Fest am endlos langen Steg der ACI Marina Žut

13.09.2019 Marina Žut – Veli Iž

Die ACI Marina Žut verfügt außer über eine, für die 115 Liegeplätze unterdimensionierte Sanitäranlage, ein Restaurant und einen Minimarkt, dessen Sortiment auf die Versorgung der Charterflotten mit alkoholischen Getränken abgestimmt ist, über keine wesentlichen Einrichtungen, welche einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würden.
Da wir auch für die nächsten Tage gleichbleibende Winde aus N bis NO erwarten, beschließen wir weiter Richtung Nord zu segeln und wählen als Tagesziel den ca. 15 NM entfernen Ort Veli Iž auf der gleichnamigen Insel.
Bei leicht drehenden Winden machen wir kaum Höhe und die auf dem Kurs liegenden Fischfarmen zwingen uns zum weiträumigen Umsegeln der abgesperrten Bereiche. Mühsam nähern wir und Veli Iž und machen gegen 17:00 auf Anweisung des Hafenmitarbeiters zwischen zwei Motorjachten der mittleren Größe fest.
Nachdem wir die Besatzung des steuerbord liegenden Motorbootes ersuchen, ihre Fender um 1,5 m tiefer zu hängen, ernten wir verständnislose Blicke und die Frage, ob das da am Heck unser einziger Motor sei. Vollends das ihre zum Ansehen deutscher Motorbootfahrer tragen sie bei, als sie unsere Frage, wie lange sie noch gedenken das ein Meter über unserem Süll austretende Kühlwasser ihrer Klimaanlage in unser Cockpit zu lenzen, nicht einmal ignorieren. Mein daraufhin der Dame des Bootes nett vorgetragener Hinweis, dass ich es als höchst befremdlich erachte, seinem Nachbar das Abwasser aufs Deck zu schütten und dass wir für derartige Vorfälle auch über eine kleine Bordkanone verfügen, ist wohl der Grund dafür, dass wir zu keinem Getränk eingeladen werden, obwohl an Deck der Motorjacht offensichtlich reichlich davon vorhanden ist.


Das Hafenbecken Veli Iž

14.09.2019 Veli Iž – Dugi Otok / Bucht Telašćica

Nachdem ich frühmorgens auf dem Weg zum nahegelegenen Kaffeehaus, in welchem sich alle Werktätigen des Ortes versammelt haben, einen aus Iž stammenden und in Salzburg lebenden Bekannten treffe, der mich umgehend tadelt meinen Besuch nicht angemeldet zu haben, versorgen wir uns mit frischem Brot und Käse für den Tag.
Wir ernähren uns mittlerweile untertags ausschließlich von Weißbrot und Käse wobei wir feststellen, dass dies hervorragend zu dem mitgeführten Weißwein passt. Denn nicht Gin, welcher laut Marguerite Duras(2) das Getränk der langen Reise auf See schlechthin sei, sondern Grüner Veltliner verdient dieses Prädikat. Das kann aber auch daran liegen, dass Marguerite Duras vermutlich nie in den Genuss von Grünem Veltliner aus dem Weinviertel kam.


Reiseproviant

Veli Iž präsentiert sich so wie man das von einem Fischerdorf einer dalmatinischen Insel erwarten darf und sollte das einzig dauerhaft bewohnte Etappenziel unserer Reise bleiben. Das Hafenbecken mit geschützter Mole, umgeben von Plätzen mit den typischen Bauten der frühen 70-iger Jahre, dahinterliegend Ferienhäuser und Appartementanlagen. Die Hauptreisezeit ist vorbei und die den vorgelagerten Strand säumende Ferienanlage ist verwaist. Lediglich die Campinganlage bevölkern noch einige, ein wenig aus der Zeit gefallen anmutende Individualtouristen mit ramponierten Campingmobilen. Wir erwandern uns den Ort redlich, angetan von der technisch anspruchsvollen Ableitung der Dachrinnen, welche teilweise kühn die Gassen überspannen, um dann in Zisternen zu münden. Besonders Augenmerk verdienen die etwas antiquierten aber immer noch funktionstüchtigen Arbeitsgeräte welche andernorts schon längst subventionierten Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sind.


„Einachs-Schlepper“ leistet immer noch gute Dienste

Die Wetterprognose ist unverändert gut, der Wind schwächer, aber immer noch von N. Wir binden das Reff aus dem Großsegel und wechseln wieder das Vorsegel von Fock auf die 180er Genua.
Wir wollen nach Süden in die Telašćica, rollen die Genua weg und setzen den Spinnaker. Als plötzliche Flaute und darauffolgende Dreher den Spinnaker zum einfallen bringen, bergen wir ihn noch rechtzeitig bevor uns der erste Drücker erwischt und wir kurzfristig auf Raumschottkurs über 8 kn loggen.
Die Durchfahrt zwischen Dugi Otok und der Insel Katina an der Nordspitze von Kornat wagen wir unter Groß, um unmittelbar folgend die Genua wieder auszurollen. Was nun kommt hat ja kommen müssen, wird so mach oberlehrerhafter Leser anmerken. Heftige Fallböen aus den Karen der Hügelkette legen uns auf die Seite. Wir haben an der Pinne und den Schoten alle Hände voll zu tun, geraten aber nie in Bedrängnis, sodass ich in der Lee-Süll halb stehend noch ans Fotografieren denken kann.


Einfahrt in die Bucht Telašćica an der Südspitze von Dugi Otok

Nachdem wir die ganze Bucht abgesegelt und an einer Boje, nach einem formidablen Aufschießer meines Bruders, festgemacht haben, gibt es für die Mannschaft vorab eine Extraration Käse und Brot, bevor wir uns an den Steg vor dem südlich in der Bucht gelegenen Gasthaus verholen.

15.09.2019 Dugi Otok / Bucht Telašćica – Marina Žut

Mit schwachen Winden benötigen wir zwei Stunden bis zur Durchfahrt zwischen Dugi Otok und der Insel Katina, um unmittelbar danach in einer hartnäckigen Flaute zu liegen. Nachdem wir mehrmals den Käse und Weinvorrat überprüft haben, kommt Wind auf und wir beschließen nochmals die Marina Žut anzulaufen, wo wir von einer vor Boje liegenden Schweizer Yacht mit Bravo Rufen und der Anmerkung, ein schönes Bötli haben sie da, empfangen werden.


Vor Žut

Der Steg ist im Gegensatz zu unserem letzten Besuch zur Hälfte belegt und der Marinamitarbeiter weist uns mit der Bemerkung „no Sandwich“ einen Platz weit abgelegen zu.
Bei einem Teil der am Steg festgemachten Charterjachten handelt es sich um die Teilnehmer einer Regatta, deren Regattaleitung auf einer mit riesigen Lautsprecherboxen versehenen 55 Fuß Yacht um die Verbreitung der gebuchten guten Stimmung bemüht ist. Zum Fremdschämen auch die Flaggenführung so mancher Yacht, die, die gebotene Höflichkeit dem Gastgeberland gegenüber missachtend, die eigene Nationale in überdimensionaler Größe unter der Stb-Saling führt. Besonders befremdlich erscheinen hier, die Geschichte Kroatiens überblickend, das Führen der historischen Flagge der österreichischen Kriegsmarine sowie die gehissten Hoheitszeichen unserer deutschen Nachbarn.

16.09.2019 Žut – Pašman / Bucht Zaklopica

Beim Morgenkaffee in dem über der Steganlage liegenden Restaurant beobachten wir die nach überstandener Nacht Gestrandeten der Regattacrews, die hier ihrer liebsten Urlaubsbeschäftigung nachgehen, indem sie in immer kürzeren Abständen Bier und Gläser mit hellgrüner Flüssigkeit, bei dem es sich wohl um Kräuterschnaps handelt, ordern.
Wir legen ab, verhohlen uns an eine Boje in der weitläufigen Bucht vor der Marina und warten auf Wind der, wie auch in den Tagen zuvor, verlässlich um 10:00 aufkommt.
Nachdem wir unter Segel abgelegt und die Bucht hinter uns gelassen haben, setzen wir den Spinnaker und entscheiden uns gegen Murter für Pakoštane als Tagesziel. Bei schwachen Winden stehen wir am frühen Nachmittag vor Pakoštane und nähern uns, ob der geringen Tiefe, behutsam unter Motor. Da wir im Bootshafen keinen geeigneten Liegeplatz ausmachen können, die im Stadthafen von Ortsansässigen instandgehaltenen Liegeplätze nicht ungefragt beanspruchen wollen und die Mole des Fähranlegers von unserer Shark aus nicht zu erklimmen ist, setzen wir wieder Segel.


Ansteuerung Pakoštane

Als Etappenziel wählen wir die kleine Bucht Zaklopica an der Südspitze von Dugi Otok,in der wir am späten Nachmittag an Boje liegend endlich die mitgeführten Dosen „Ravioli in Tomatensauce“ zubereiten und des Geschmackes wegen in Erinnerungen an alte Schul- und Studienzeiten schwelgen.
Wir begleichen unseren Obolus für das Benutzen der Boje bei dem sich auf einem Schlauchboot nähernden Aufseher und erhalten einen von dem mitgeführten Gerät ratternd ausspuckten Zahlungsbeleg. Dies erscheint uns, die anhaltende Kritik über die Registrierkassenpflicht in Österreich diskutierend, als umso bemerkenswerter.
Das Angebot des Aufsehers annehmend, verhohlen wir uns, nachdem die Motorboote mit den Tagesgäste des kleinen Gasthauses nach Biograd zurückgekehrt sind, an den seichten Steg vor dem Restaurant. Der umsichtige und freundliche Kellner serviert uns zwei kalte Biere und einen Teller mit Vorspeisen an einem abgelegenen Tisch und so findet dieser Tag doch noch sein kulinarisch versöhnliches Ende.

17.09.2019 Pašman / Bucht Zaklopica – Biograd na Moru

Da unser Tagesziel, Biograd na Moru, nur 4 Nm entfernt ist, entscheiden wir uns für „freies Segeln“. Bei stetig auffrischendem Wind aus Nord kreuzen wir bis Höhe Ždrelac auf und erreichen so fast das nördliche Ende der Insel Pašman bevor wir wieder Raumschots gegen Biograd ablaufen, wo wir am späten Nachmittag an dem uns zu Beginn der Reise zugewiesenen Platz festmachen.


letzte Schläge vor Ždrelac

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage lässt nichts Gutes erwarten und so klarieren wir in aller Ruhe auf, legen den Mast und bereiten uns für das Auskranen vor.
Wehmütig beobachte wir nach getaner Arbeit, vom nahen Marianarestaurant aus, das Treiben auf den Stegen im Bewusstsein, dass hier nun eines unsrer schönsten Segelabenteuer endet.


Das Revier:
Das Revier zwischen dem Festland und den vorgelagerten Inseln Dugi Otok und Kornat bietet für Kleinkreuzer sichere Anlegemöglichkeiten in überschaubaren Distanzen. Lange „Überfahrten“ bei Schwachwind mit dröhnendem Flautenschieber bleiben einem somit erspart.
Städtebauliche Sehenswürdigkeiten sucht man vergeblich, die einstigen Fischerdörfer haben sich zu Touristenzentren gewandelt, sich jedoch außerhalb der Saison ihren Charme bewahrt. Einen besonderen Reiz bietet die verkarsteten Ödlandschaft der annähernd 150 Inseln des Archipels mit ihren unzählige, teilweise mit Bojenfeldern versehene Buchten.
Als Ausgangshafen hat sich die Marina Kornati in Biograd na Moru nicht zuletzt dank der freundlichen und umsichtigen Mitarbeiter bestens bewährt.

Resümee
Meine Shark verfügt weder über Bugkorb noch Seereling und so war bei der Arbeit vor dem Mast auf „rutschigen Terrain“ und bei Welle für Segler, die die 55 längst überschritten haben die nötige Vorsicht geboten. Mein Bruder der zufolge einer erlittenen Blessur am linken Ellenbogen meist die Pinne übernahm, klagte selbst bei starker Lage nie über übermäßigen Druck am Ruder und lobte mein Boot fast unanständig oft, ob der hervorragenden Starkwindeigenschaften. Nie, selbst in den heftigen Fallböen während der Einfahrt in die Telašćica Bucht, kamen wir in Bedrängnis oder hatten das Gefühl die Grenzen erreicht zu haben.
Als ich zu Mitte des Törns in Žut barfuß auf den Steg überstieg (welch Fauxpas) und mir dabei an der Bartels-Endlosrolle einen Schnitt in der Fußsohle zuzog, bewährte sich unsere umfangreiche Bordapotheke, welche auch ausreichend Verbandszeug und Desinfektionsmittel für derartige Anlässe beinhaltet.
An der mitgeführten Garderobe hätten wir noch sparen können, als unverzichtbar erwiesen sich jedoch die langärmeligen Segelshirts sowie die Sonnenhüte mit ausladender Krempe. Die Sonnenhüte kleiden wohl weniger vorteilhaft als Schirmmützen und man läuft damit Gefahr als „Volldödel“ abgetan zu werden, glichen wir mit Ihnen doch den in Salzburg während der Sommermonate einfallenden Touristenhorden, sie schützen jedoch hervorragend gegen die, auch Mitte September noch, starke Sonneneinstrahlung.
Als äußerst praktisch erwies sich die Ankerkiste im Vorschiff zum Stauen von „allem“ was sich unter Deck nicht festzurren lies sowie ein „Kartentisch“, der Mittschiffs zwischen den Ablagen aufgelegt werden kann. Weitere gute Dienste leistete ein kleiner Ventilator, welcher ebenfalls Mittschiffs montiert für frische Luft unter Deck sorgte.
Für die Zubereitung von Kaffee und warmen Speisen verwendeten wir einen einfachen Gas-Kocher aus dem Baumarkt.
Die elektrische Kühlbox, für deren Betrieb zwei Batterien mit jeweils 95 Ah zur Verfügung standen, welche im Normalbetrieb auch den 500 Watt Flautenschieber speisen, stellte den einzigen „Luxus“ dar, über welchen wir an Bord verfügten.

Was wir noch gebraucht hätten? Eigentlich weniger!

Es war unheimlich befriedigend, in Zeiten in denen Fachzeitschriften an Yachten die Ausgereiftheit der programmierbaren Steuerungsanlage mit deren Hilfe Segel- und vor allem die gefürchteten Anlegemanöver sicher und vollautomatisch zu bewerkstelligen sind, dass „schiffige“ Ambiente unter Deck und die Vorzüge des Dampfgarers in der Pantry rühmen, mit einer jetzt bald 50 Jahre alten SHARK 24 zu zeigen „wo der Bartel den Most holt“!

  • Zurückgelegte Strecke: 130 SM
  • Das Boot: Segel Nr.: AUT997; Serien Nr.: 997, Baujahr 1971 Normalkiel Werft Korneuburg
  • Segel: Groß / Genua 180 / Fock / Spinnacker
  • Anker: 10 kg Kobra, 6 m Kettenvorlauf DN 8mm, 30 m Ankerleine.
  • Außenbordmotor: 5 PS Langschaft
  • Navigation: Delius Klasnig – Sportbootkarten Satz 7; Karl-H. Beständig 888 Häfen und Buchten; I-Pad (Navionics),
  • Energieversorgung: 2 x 95Ah
  • Verbrauch: 14 x 0,75l Weinviertel DAC 2018 – Ried Alter Berg, Grüner Veltliner; Weingut Franz Zwanzinger

(1) „Besser irgendwann als nie.“ Kroatisches Sprichwort

(2)Marguerite Duras (1955) Der Matrose von Gibraltar. Suhrkamp